Mediation findet nicht im Schneidersitz statt

Inhalt

Wahre Geschwisterliebe zeigt sich nicht erst beim Erben. Dort jedoch immer.

Ein Sprichwort sagt: „Der Streit aus dem Kinderzimmer setzt sich im Erben fort“

Und damit sind wir auch schon beim Thema Mediation.

Mediation – wohlgemerkt: mit nur einem „t“ – ist…

die Einschaltung eines neutralen, allparteilichen Dritten (Mediator) in einen Konflikt, um eine interessengerechte, einverständliche, durch die Beteiligten selbst herbeigeführte Lösung zu erarbeiten.

Ist „allparteilich“ gleichbedeutend mit „unparteiisch“?

Nein!

„Unparteiische“, zum Beispiel Richter oder Fußballschiedsrichter, verfügen über Weisungsbefugnis (Urteil, Abseits, Tor) und Sanktionsgewalt (Haftanordnung, Strafstoß, Rote Karte).

Ein Mediator als neutraler, allparteilicher Verfahrensleiter hat selbst keine Entscheidungsbefugnis. Er handelt wertschätzend, erkennt die Interessen der Beteiligten an und ermöglicht ihnen die Findung einer einvernehmlichen, für alle Beteiligten akzeptablen Lösung auf dem Verhandlungsweg.

Doch zunächst einmal zurück ins Kinderzimmer:

zwei Schwestern sind mitten in einem erbitterten Streit. Es wird geweint, gekratzt und getreten.

In der Sache geht es um eine einzige Orange auf dem Küchentisch.

Positionen vs. Interessen

Beide Geschwister beanspruchen lautstark die ganze Orange für sich allein. Zwar sind auch Äpfel, Bananen und Schokolade da, aber dafür interessieren sich im Moment beide nicht.

Da beide stark und ausdauernd sind, einigen sie sich erst nach langem Hin und Her auf den nahe liegenden Kompromiss, die Orange exakt (!) zu halbieren.

Gesagt – getan!

Dann ziehen beide Kontrahentinnen sich schmollend einzeln zurück. Während die Eine ihre Orangenhälfte zu süßem Orangensaft presst, bearbeitet ihre Schwester die Schale ihrer Orangenhälfte mit der Reibe, weil sie geriebene Orangenschale für den Kuchen benötigt, den sie so gerne backen möchte.

Als die Mutter die Küche betritt, fragt sie „Was ist denn mit Euch los? Warum habt Ihr Euch so gestritten?“

Es liegt auf der Hand: das Problem der beiden Konfliktparteien lag weniger in der Knappheit der Ressourcen begründet, als vielmehr darin, erbittert auf ihre Positionen zu beharren, anstatt sich miteinander über die jeweiligen Interessen zu verständigen und zu verstehen, was das eigentliche Ziel des Verhandlungspartners ist. Hätten die Geschwister die Bedürfnisse „dahinter“ erkundet, wäre die Ausbeute auf beiden Seiten optimal gewesen.

Mit dieser Methodik – also Trennung der Positionen von den Interessen – kann ein guter Mediator die Bewältigung von Verteilungskonflikten unterstützen.

Zweifel sind angebracht, ob die Mutter in ihrer Rolle eine gute Mediatorin gewesen wäre. Schließlich wusste sie, welche Absichten die beiden Kinder verfolgen und hätte vielleicht – schon aus Gründen der Zeitersparnis – die Lösung präsentiert, erst die Schale der Frucht zu reiben, sie dann zu halbieren und Saft zu pressen.

Hierdurch hätten ihre Kinder den Konflikt aber nicht selbst zu lösen gelernt, sondern sich stattdessen zufrieden dem „Urteil der höheren Instanz“ gefügt.

Die Aufgabe eines neutralen Mediators ist es, den Streitenden zu einer einvernehmlichen Lösungsfindung zu verhelfen und sie so das damit verbundene Erfolgserlebnis selbst empfinden zu lassen.

Zurück zur Nachfolgeplanung:

Die Beratung und Planung aller Nachfolgethemen erfordert mehrere Blickwinkel. Steuerliche und rechtliche Aspekte stehen oft im Vordergrund, z.B. bei der Gestaltung von Verträgen und Testamenten.

Gute Beratung bezieht auch alle finanziellen bzw. wirtschaftlichen Aspekte ein, zum Beispiel die unterschiedlichen Bewertungsmethoden der Vermögenswerte, die Entwicklung der Liquidität oder die Versorgungssituation überlebender Ehepartner.

Die gleiche Aufmerksamkeit sollte der emotionalen, zwischenmenschlichen Dimension gelten. Denn es sind die Gefühle und Stimmungen der Beteiligten, die letztlich den Ausschlag geben, ob ein Konzept tragfähig ist oder nicht.

Bei der Nachfolgeplanung hilft ein Mediator, Konflikte innerhalb der Familie, zwischen Generationen oder auch zwischen Gesellschaftern eines Unternehmens lösungsorientiert anzugehen.

Mögliche Konflikte können sein (nach PD Prof. Dr. Stefan Bieler, FH Hannover):

Art des Konfliktes Ausprägung
Intrapersonelle Konflikte Betreffen die eigene Person und spielen sich nur im Inneren des Menschen ab. Können z.B. durch konkurrierende Ziele entstehen, die als gleich dringlich empfunden werden.

Beispiel: „…will ich mich jetzt um das laufende Geschäft in der Firma kümmern, oder mich auf die Nachfolgesuche konzentrieren?“

Interpersonelle Konflikte Finden zwischen mindestens zwei Personen statt. Häufiger Grund ist die Güterknappheit, wobei beide Parteien darauf angewiesen sind, um ihre (konkurrierenden) Ziele zu erreichen.

Beispiel: „Orangenbeispiel“ (s.o.)

Kollektive Konflikte Mehrzahl von Personen einbezogen, findet zwischen Gruppen, Familienstämmen, Organisationen und Parteien statt.

Beispiel: Tarifkonflikte

Zielkonflikte Ursache: unterschiedliche Zielvorstellungen und/oder Werte der Parteien. Folge: Unvereinbarkeit von Interessen der Kontrahenten.

Beispiel Erbengemeinschaft: Erhalt oder Verkauf des elterlichen Kunstsammlung (Tradition vs. Geldbedarf)

Beurteilungskonflikte Zwei Parteien können sich über den Weg der (gemeinsamen) Zielerreichung nicht einigen.

Beispiel Vermögensverwaltung: Kauf oder Halten einer Immobilie im Portfolio (Chancen der Preisentwicklung)

Rollenkonflikte Resultieren aus verschiedenen Anforderungen, die an Menschen gestellt werden. Jede einzelne Personengruppe, mit der ein Mensch verbunden ist, hat eigene, oft gegensätzliche Erwartungen an ihn. Diese führen mitunter zu inneren Konflikten.

Beispiel Unternehmersohn: Rolle in der Familie „Filius“ oder „Nesthäkchen“, Rolle im Unternehmen „zukünftiger Chef“

Verteilungskonflikte Entstehen, wenn Ressourcenverteilung ungerecht ist oder ungerecht empfunden wird. Auch bei materieller und immaterieller Benachteiligung. Monetär bei ungleicher Entlohnung, immateriell bei ungleicher Verteilung von Anerkennung und Lob.

Beispiel: „Vater hat Dich immer schon bevorzugt behandelt. Deshalb will ich jetzt das Haus haben.“

Hauptaufgaben des Mediators:

  • Vermittlung zwischen den Konfliktbeteiligten („Parteien“), ihre jeweilige Interessenlage, die Bedürfnisse hinter den Positionen zu verstehen und zu akzeptieren
  • Bemerken, Thematisierung behindernder, störender Verhaltensweisen der Parteien und Intervention
  • Neutralisierung, Kanalisierung der in der Auseinandersetzung vorhandenen Emotionen der Beteiligten
  • „Katalysator“ für Problemlösungen
  • Hilfestellung für die Beteiligten bei der Entwicklung vorteilhafter Einigungsoptionen

Beispiele aus unserer Beratungspraxis:

  • Es fällt dem Senior schwer, sich mit der Planung des Generationswechsels und des Vermögensüberganges auseinanderzusetzen und mit seiner Familie darüber zu sprechen, weil dies mit dem Gedanken an den Tod verbunden ist
  • Nicht selten müssen für die Beratung innerfamiliäre Konflikte angesprochen und gelöst werden
  • Nachfolgeplanung erfordert zwingend eine Unternehmensbewertung. Der „gefühlte“ Wert des unternehmerischen Lebenswerkes weicht oft deutlich von der wirtschaftlichen und/oder steuerlichen Bewertung ab
  • Während Kinder aus Unternehmerhaushalten in früheren Zeiten selbstverständlich in die Fußstapfen ihrer Eltern – meist Väter – traten, verhält sich die junge Generation heute „wählerischer“. Und längst nicht in jedem Unternehmersohn steckt ein „geborener Unternehmer“.
  • Senior-Unternehmer laufen Gefahr, einem Nachfolger zu spät „den Fahrersitz“ zu überlassen. Die Gründe hierfür sind selten steuerlicher, juristischer oder finanzieller Natur…
  • Geschwister oder andere Erben sind in Form der Erbengemeinschaft zu einstimmigen Entscheidungen gezwungen. Durch Blockadehaltung kann finanzieller oder psychologischer Druck auf andere Miterben ausgeübt werden.

Jeder kennt Häuser wie dieses. Oft sieht man ihnen deutlich an, dass sie einer Erbengemeinschaft gehören, in denen ein erbitterter Machtkampf stattfindet und Probleme „bis zum bitteren Ende ausgesessen“ werden.

Welchen Nutzen erzielen Sie durch Mediation?

  • Sie erhalten Unterstützung Ihres Vorhabens durch neutrale, allparteiliche Berater, die stets die Lösung als Ziel im Auge haben
  • Wir sind nicht Betroffene und sehen daher keine eigenen Interessen gefährdet
  • Wir bieten emotionale Stabilität, kommunizieren mit allen Beteiligten wertschätzend und konstruktiv und erhalten so eine lösungsorientierte Gesprächsatmosphäre
  • Sie profitieren von unserer Erfahrung mit Konflikten, schonen Ihre Nerven und sparen Zeit

Sprechen Sie mich jetzt an! Ich freue mich auf den Kontakt mit Ihnen!

Herzliche Grüße

Ihr
Ralf Niederdränk

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Bildnachweis:

Geschwister: shutterstock.com by Ilike, by wavebreakmedia (Collage)

Orange: Public Domain (pixabay.com)

Grafik Nachfolge: GENAPLAN

Fassade: Public Domain (pixabay.com)

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3 Antworten

  1. Vor allem bei der Nachfolge im Unternehmen kann die Mediation und Konfliktlösung helfen. Ich denke, dass dies gegebenenfalls auch präventiv in Erwägung gezogen werden kann. Wie Sie anführen, kann die Trennung von Positionen und Interessen dazu beitragen. Vielen Dank!

  2. Das Thema Mediation und Konfliktlösung interessiert mich schon seit Längerem. Ich bin immer auf der Suche nach neuen und interessanten Artikeln und Blogs zu diesem Thema. Es ist super, dass ich diesen Blog gefunden habe. Hier findet man echt viele hilfreiche Informationen.

  3. Konflikte lösen mit Mediation. Ich bin sicher, Sie haben mir damit geholfen. Ich weiß jetzt mehr oder weniger, was zu tun ist. Diese Informationen sind nämlich genau das, was ich gesucht habe.

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